Stadtratssitzung, 28. Juli 2021

Ost-Tunnel, Bürgerbefragung und neue Westvariante

Kurz vor der Sommerpause kam die Umfahrung noch einmal auf die Tagesordnung:

Besonders ausführlich wurde die neue Variante „Ost-Tunnel“ behandelt. Ist diese wirklich so umweltfreundlich? Tatsächlich lässt sich aus dem Flächenverbrauch von 6,8 ha (im Vergleich zu 13,4 ha der ortsnahen Ostvariante) schließen, dass die Hälfte des Bauwerks oberirdisch gebaut werden soll. Herr Lenker vom Staatlichen Bauamt wies außerdem darauf hin, „Wo die Tunnelportale zu liegen kommen, entscheidet sich im Planfeststellungsverfahren“, also erst nach der Trassenentscheidung. Der Tunnel könnte also noch kürzer ausfallen.

Alle 300 Meter braucht so ein Tunnel einen Rettungsschacht. Dieser könnte an der Oberfläche zwar als Stadl getarnt werden, muss aber von der Feuerwehr schnell angefahren werden können. Dafür sei ein Radweg oder eine Erschließungsstraße im Trassenverlauf „ideal“. Es ist zu befürchten, dass entlang der Trasse neue Bau und Gewerbegebiete erschlossen werden, statt die Naherholungsgebiete wieder herzustellen.

Die Bauzeit würde, laut Lenker, 1-2 Jahre betragen, was kaum realistisch erscheint: Die Umfahrung Hohenpeißenberg hatte eine Bauzeit von 8 Jahren und allein die Berufsschule wird seit 3 Jahren gebaut, der Radweg neben der Baustelle ist bereits ebenso lang gesperrt.

Weitere Nachteile sind:

  • Betriebskosten von 1,88 Mio € / Jahr
  • Die Abluft, die konzentriert durch die Tunnelportale ins Freie geblasen wird

Generell wird keine der Umfahrungsvarianten Weilheims Verkehrsprobleme lösen oder die Anwohner vom Straßenlärm entlasten können. Der massive Ausbau der B2 würde dagegen die Vormachtstellung des Autos, mit allen Nachteilen, auf Jahrzehnte festbetonieren.

Wir wissen längst, dass der unverminderte (und im Verkehrssektor sogar steigende) CO2-Ausstoß den Klimawandel immer weiter anheizt. Das Risiko für Katastrophen wie Dürre, Überschwemmungen und Orkane ist bereits um das Vierfache erhöht. Katastrophen, wie die verheerenden Überschwemmungen und Starkregenfälle der zurückliegenden Tage, an deren Opfer zu Beginn der Sitzung mit einer Schweigeminute erinnert wurde.

Das Staatliche Bauamt hinterfragt laut Lenker aber den „Sinn oder Unsinn der Planungen“ nicht, würde aber „nicht gegen den Willen der Stadt bauen“. Auch kann der Bundestag den Bundesverkehrswegeplan ändern. Die Stadträte haben jedenfalls einstimmig für die Wiederholung der Bürgerbefragung gestimmt. Es bleibt zu hoffen, dass sie diesmal für eine inhaltlich richtige und ausgewogene Information der Bürger im Vorfeld sorgen.