Tunnel ist nicht gleich Tunnel

Das Staatliche Bauamt hat als eine neue Variante der geplanten Weilheimer Umfahrung eine gedeckelte ortsnahe Ostumfahrung ins Spiel gebracht und gleichzeitig jeglichen Tunnel unter der Stadt ausgeschlossen:

https://www.merkur.de/lokales/weilheim/weilheim-ort29677/umfahrung-weilheim-komplett-tunnel-im-weilheimer-osten-90479921.html

In der (ausführlicheren) Printversion des Berichts ist von einem „Paukenschlag“ die Rede. Ein solcher läutet (wenn man die Analogie zur Filmmusik aufgreifen möchte) aber kein Happy End ein, sondern rüttelt auf, während der Konflikt sich zuspitzt. Das Bild beschreibt unsere Einschätzung der neuen Variantenauswahl recht treffend. Wir haben das Für und Wider in einer Tabelle zusammen gefasst:

Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass die Optionen in den beiden rechten Spalten, die in den Aspekten des Umweltschutzes und der Lebensqualität am besten abschneiden, vom Staatlichen Bauamt jetzt ausgeschlossen werden.

Das Bundesverfassungsgericht hat zeitgleich, am 29.04.21, die Klimaschutzbemühungen der Bundesregierung für unzureichend und ungerecht gegenüber der jüngeren Generation erklärt. Wollen wir unseren Kindern wirklich eine Umfahrungsautobahn und ein marodes Schienennetz hinterlassen?

Die Bauphase einer Umfahrung ist immer belastend. Im Gegensatz zum B2 Tunnel würde ein Ost-Tunnel aber in offener Bauweise entstehen. Die Baustelle wäre über Jahre kaum zu queren, die Anwohner stark mit Staub und Lärm belastet. Kleingärten und Sportanlagen stehen im Weg, der Gögerl-Biergarten (auf dessen Wiedereröffnung wir sehnlichst warten) liegt direkt daneben. Bis zur Fertigstellung dauert es Jahrzehnte.

Es ist überdies unklar, wie Weilheims Osten dann aussehen würde: Bebauung sei bis an den Tunnelrand möglich, Erschließungsstraßen auch auf dem Deckel, weitere Ausfahrten seien prinzipiell machbar. Jede Umfahrung, auch eine gedeckelte, ist ein Türöffner für weitere Bebauung, auch für weitere Gewerbegebiete. Es kann sein, dass wir unsere Naherholungsgebiete nicht wiederfinden, wenn der Baustaub sich gelegt hat. Und auch die gedeckelte Umfahrung würde an den Anschlussstellen über mehrere hundert Meter oberirdisch verlaufen und Anwohner mit Lärm und Abgasen eines erhöhten Verkehrsaufkommens belasten.

Aber selbst das Verkehrsgutachten des Staatlichen Bauamts prognostiziert keine merkliche Verkehrsentlastung der Stadt durch eine Umfahrung, egal welche!